St. Norbert

St. Norbert in Werl

Der Bevölkerungsanstieg durch den Wohnungsbau im Westen der Stadt Werl, darunter Unterkünfte für belgische und kanadische NATO-Angehörige, machte 1956 die Errichtung einer weiteren katholischen Pfarrgemeinde notwendig. Die Wahl des Norbert-Patroziniums erinnert an Geistliche des Prämonstratenserordens (Norbertiner), die mehr als 600 Jahre lang Seelsorger in Werl waren und im 1689 erbauten Propstei-Pfarrhaus wohnten.

Die neue Kirche St. Norbert entstand 1959–61 nach Plänen des Kirchenbau Spezialisten Heinrich Stiegemann aus Warstein. Das langrechteckige Gebäude in den Formen einer traditionsgebundenen 1950er-Jahre-Moderne ist um zwei halbrunde Bauteile ergänzt, – im Osten eine Apsis für die Altarzone, im Westen eine halbrunde Tauf- und Eingangsanlage. Architekt Stiegemann ließ sich für diesem Entwurf inspirieren von doppelchörigen Kirchen aus romanischer Zeit. Das wenig steile Satteldach der Kirche reicht auch über diese beiden halbrunden Bauteile und ist zusätzlich über einen Nebentrakt mit Seitenkapelle und Sakristei geführt. So ergibt sich mit dem straßenseitig freistehenden Rundturm mit steilem Helm ein abwechslungsreiches Außenbild. Betonstützen in den Fassaden – ähnlich wie Strebepfeiler – und Grünsandstein-Flächen mit Rundbogenfenstern bestimmen den Außenbau.

Der Innenraum ist hell verputzt, besitzt einen grauen Natursteinboden und eine flächige, holzverschalte und der Dachneigung folgende Decke. Die Betonstützen des Äußeren sind im Inneren verbunden mit Beton-Deckenbalken und mit schlanken Beton-Freipfeilern, die den Raum gliedern. Es ergibt sich ist ein breiter gerichteter Einheitsraum, der sich nahtlos in die Altarzone fortsetzt. Radial gefächerte Deckenbalken akzentuieren diese Zone, die im Bodenniveau um fünf Stufen erhöht ist, aber einen abgesenkten Umgang für Prozessionen entlang der halbrunden Außenwand besitzt. Die Beleuchtung erfolgt über raumhohe seitliche Lichtfelder. Die durch eine Glaswand abgetrennte Rechteck-Seitenkapelle hat eigenständigen Charakter und greift mit Blockaltar und kleiner Apsis mit drei Fenstern den Romanik-Bezug des Kirchenbaus erneut auf.

1969 baute man das frühere Altarpodium ab, rückte den Altar vor und ergänzte ein Hängekreuz der Düsseldorferin Maria Fuss. Den Tabernakel dahinter betont seit 1983 ein hohes Sandsteinrelief der Werkstatt Gebr. Winkelmann. Die Taufstelle am Eingang ist gleichfalls eine Apsis, raumhoch durch kleine Bogenöffnungen perforiert und von der Empore geschnitten. Die Verglasung entstand 1960/61 nach Entwurf von Christian Göbel. Figuren der hl. Maria (um 1600) und des hl. Norbert (um 1720) sind erworbene ältere Kunstwerke. Die Neugestaltung der Kirche nach Entwürfen des Malers Thomas Jessen entfernte 2015/16 Kanzel und Kommunionbank und akzentuierte die Altarzone durch tiefblaue Farbfelder, das Schiff durch rote Wandstreifen. Jessen ergänzte Tafelbilder, darunter die Kreuzwegstationen im Umgang um die Altarzone sowie zwei große Gemälde der Passion Christi und der Verteidigung des Altarsakraments durch den hl. Norbert, der hier aber die Gesichtszüge von Papst Benedikt XVI. trägt.

Diese anspruchsvolle Neugestaltung ist das engagierte Unterfangen, mit den Mitteln der Tafelmalerei einen Raum neu zu prägen.