Meditationskirche St. Agatha

St. Agatha in Werl-Holtum

Meditationskirche, die mit Licht, Text und Musik zum verweilen einlädt

Die Ortschaft Holtum gehört zur Pfarrei St. Kunibert in Büderich. Das Gelübde eines ortsansässigen Hofbesitzers führte 1746 zum Bau einer Fachwerkkapelle, die am Ende des 19. Jahrhunderts erheblich zu klein und überdies baufällig war. Der örtliche St. Josefs-Verein war 1876 auch mit dem Ziel gegründet worden, einen Kapellenneubau zu unternehmen. Nach Planung des Bauunternehmers Wilhelm Frigge aus Rhynern konnte an verändertem Standort 1898/99 eine neue Kapelle St. Agatha gebaut werden. Dieses Gebäude beansprucht in leicht erhöhter, freigestellter Lage mit einem Baumkranz, einem weithin sichtbaren Turm, mit ihrer respektablen Größe sowie ihrer neugotischen Formensprache unverkennbar den Maßstab einer regulären Kirche. Neben dem Turm besitzt St. Agatha noch einen Dachreiter, den man 2019 rekonstruierte.

St. Agatha ist eine einschiffige Backsteinkirche mit eingezogenem Chor und vorgesetztem Westturm. Baumeister Frigge wählte ein farblich differenziertes Backsteinmaterial, das in den Wänden und an den Strebepfeilern flächig verbaut ist. Die für die mittelalterliche Backsteingotik so typischen Profil-Formsteine finden sich an Sockel, Traufgesims, in den spitzbogigen Fensterleibungen und in den Sohlbänken. Bemerkenswert ist, dass die im Ganzen sechs Fenster des Kirchenschiffs, die beiden Fenster im Chor und die schmaleren fünf Fenster des Chorschlusses WerksteinMaßwerk besitzen. Der helle Sandstein in zwei Bahnen mit einem Dreipass im oberen Kreis belebt den rotbraunen Backstein. Die seitliche Sakristei (später vergrößert), ein Seiteneingang und die halbrunde Treppenstiege am Turm variieren die Symmetrie des geordnet entwickelten Gebäudes. Authentisch erhalten ist der Haupteingang mit Holz-Türflügeln, Eisenbeschlä- gen, Oberlicht, einem Sandsteinsturz mit Maskengesichtern und darüber einer spitzbogigen Nische, dort eine gekrönte jugendliche Steinfigur der hl. Agatha, Zange und Palmzweig haltend (bezeichnet am Sockel: Bödeker Unna).

Zwei Gurtbögen überspannen im Inneren das Kirchenschiff. So ergeben sich drei Kreuzgratgewölbe, im Chor dazu ein viertes schmaleres Gewölbe und ein fünfteiliger Abschluss in der polygonalen Apsis. Die Gewölbebögen und -rippen stehen auf Wandvorlagen und Diensten mit Laubwerk-Kapitellen. Von der neugotischen Ausstattung sind die Kirchenbänke und der Kanzelkorb erhalten, außerdem einige Figuren und die Stationsbilder des Kreuzweges von der Bildhauerei und Kunsthandlung Julius Lammersen aus Paderborn. Mit der Neugestaltung des Altarraums 1965/66 entfernte man die drei ursprünglichen Altäre, jedoch dient ein Teil eines Seitenaltars heute als Stele der Figur der hl. Agatha. Im Chor steht heute ein Retabel aus einer anderen Kirche, wohl vom Beginn des 20. Jahrhunderts mit einer neu angefertigten Mensa und dem 1989 dort eingebauten Tabernakel. Der Zelebrationsaltar aus Stein und wohl auch das Hängekreuz mit Korpus kamen 1965/66 in den Raum. Die einfache Ornamentverglasung der Kirche entstammt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zwei der schmalen Chorfenster umfassen mit Verkündigung an Maria und Geburt Christi außerdem zwei souverän komponierte Bildszenen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, deren Urheber nicht bekannt ist. Der 2019 rekonstruierte Dachreiter trägt eine Engelfigur von Metallbildhauer Rafael Jürgens.

Im September 2019 wurde die Kirche mit einem digitalen System ausgestattet. Dies ermöglicht, sich den Aufenthalt nach eigenen Wünschen mit Texten, Musik und Licht zu gestalten, um auf diesen Wegen die Begegnung mit Gott neu zu suchen.