Kirche des ehemaligen Ursulinenkonventes und der Ursulinenschulen
Nach Beendigung des Kulturkampfes der 1870er und 1880er Jahre bemühte sich der Werler Propst Gustav Alterauge 1887, in die Niederlande ausgewichene Ursulinen zu einer Niederlassung in Werl zu bewegen, um die höhere Mädchenbildung in Werl zu übernehmen. 1889/90 entstand das Backstein-Klostergebäude in der Neuerstraße 11, rückseitig mit einer 1891 eingeweihten St. Angela-Kapelle. Mit der schon bald notwendigen Expansion von Kloster und Schule folgten der Abriss dieser ersten Kapelle und 1910 (Grundstein) die Errichtung der heutigen Kapelle Herz Jesu jenseits eines Innenhofs.
Die recht große Kapelle besteht im Außenbild aus einem halbrunden Altarraum mit Walmdach, einem rechteckigen Schiff mit Satteldach, einem versetzt davorstehenden Turm (auch mit Satteldach) und einer niedrigen Rundbogen-Vorhalle. Alle Dächer sind verschiefert, die Wände verputzt mit Rundbogenfenstern, Gesimsen, Strebepfeilern. Kleine Bogenfriese und das Rosettenfenster im Giebel mit den sieben eingeschriebenen Kreisöffnungen ordnen das Gebäude dem Historismus zu, hier einer schlichten Neuromanik, die aber die Reform-Tendenz der Jahre um 1910 zu einer stärker sachlichen Erscheinung bereits deutlich zeigt.
Das Innere ist ein lichter Rechteckraum, überspannt von Kreuzgrat-Wölbungen zwischen weiten Gurtbögen, gerichtet auf einen eingezogenen und um drei Stufen angehobenen Altarraum mit Tonnenwölbung und Apsis. Nur auf der linken Seite des Raumes gibt es ein schmales Seitenschiff. Es ist abgetrennt im „Stützenwechsel“, – also Pfeiler und Säule im Wechsel, die Säulen aus Naturstein mit aufwendig detaillierten Kapitellen. Über dem Seitenschiff verläuft ein Gang mit großen Bogenöffnungen. Von dort ist auch die geräumige Empore rückseitig im Kirchenschiff mit ihrer geometrischen Schmuckbrüstung zugänglich. Gang und Empore sind mit den ehemaligen Wohnräumen der Schwestern verbunden, die 2021 ins Wallfahrtskloster umzogen. Das breite und wenig lange Kirchenschiff bietet Platz für die Schülerschaft, beide Bereiche sind gerichtet auf den Altar, einstmals ein hoher Aufbau mit Kreuz (1920 von Diözesanbaumeister Kurt Matern), jedoch abgebaut um 1970 zugunsten eines vorgerückten Blockaltars.
Von der ursprünglichen Ausstattung sind die Bänke mit kleinen Reliefs in den Wangen und ein aufwendiger Beichtstuhl erhalten, ein neuromanischer Entwurf mit Details des geometrischen Jugendstils. Die Kreuzweg-Reliefbilder stammen von Bruder Notker Becker, Benediktiner aus Maria Laach. 1960 kamen 14 Glasbilder nach Entwurf des Werler Glaskünstlers Dr. Egbert Lammers ins Kirchenschiff (Ausführung Otto Peters), in den oberen Fenstern stark abgekürzt dargestellte Engel, unten dagegen Symbolbilder der Sakramente und in der Rosette ein Bild des Guten Hirten. Die Fenster der Apsis erhielten 1983 geometrische Ornamentgläser nach Entwurf von Wilhelm Buschulte. Die neue liturgische Ausstattung fertigte um 1970 der Künstler Bernhard Gohla. Er verband einen schlichten Blockaltar aus Werkstein mit unregelmäßigen Metallskulpturen für Ambo und Tabernakel sowie sechs hohen Altarleuchtern. Heiligenfiguren des 20. Jahrhunderts in holzsichtiger Oberfläche und eine farbig gefasste Marienfigur ergänzen die Ausstattung.