Mutter Gottes in der Not

Mutter Gottes in der Not in Werl

Die Kapelle Muttergottes in der Not ist ein Ort des persönlichen und gemeinschaftlichen Gebetes im Angesicht des verehrten Marienbildes.

Die Kapelle Muttergottes in der Not liegt an einer Straßenecke am Rande der Werler Altstadt an der Unnaer Straße, wo einst das nach Westen weisende Stadttor stand. Das kleine Gebäude in neuromanischen Formen entstand im Jahre 1900 nach Plänen des Münsteraner Architekten Wilhelm Sunder-Plassmann. Es besitzt einen regelmäßig achteckigen, jedoch in der Querrichtung gelängten Grundriss, darauf ein Walmdach und genau in der Mitte einen eckigen Dachreiter. Die Wände aus Grünsandstein sind durch Bogenfriese und Gesimse horizontal gegliedert. Zwei aufwendige Portale mit Säulchen, Schmuckgiebel und Reliefbildern – Darstellungen der hl. Familie und der Spendung des Rosenkranzes durch die hl. Maria an die hl. Klara und Dominikus – bestimmen die Straßenseite, in der Mitte aber liegt ein kleiner Vorbau, eine Gebetsnische mit seitlichem Zugang. Tritt man ein, findet man auf der anderen Seite des achtseitigen Raumes eine zweite Nische mit Säulenrahmung: Das ist der Platz für das hier verehrte Marienbild. Der Raum besitzt einen Fliesenboden aus der Bauzeit, rundbogige Fensterpaare mit oberem Kreisfenster und ein regelmäßiges Gewölbe aus zwölf Feldern und zwei Schlussringen.

Die Kapelle Muttergottes in der Not ist ein Ort des persönlichen und gemeinschaftlichen Gebetes im Angesicht des verehrten Marienbildes. So erklären sich die kompakte Bauform, die äußere Gebetsnische und die Säulenrahmung. Das Marienbild war ursprünglich in der Nische mit einem neuromanischen Altar verbunden (nicht erhalten). Ein vorgerückter Holzaltar auf einer neuen Stufe ist heute für die Feier der hl. Messe aufgestellt.

Zentrales Ausstattungsstück der Kapelle – und Ursache für ihre Erbauung – ist die farbig gefasste Holzskulptur der hl. Maria mit dem Leichnam Christi (Muttergottes in der Not) aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In typisch barocker Haltung präsentiert Maria ihren toten Sohn Jesus Christus, gleichzeitig wachsen beide Gestalten souverän zu einer einheitlichen Bildfigur zusammen. Die frühere Ausmalung des Raums ist verloren. Die Verglasung entstand 1951 nach Entwurf des Werler Kunstmalers Christian Göbel. Sie zeigt die sieben schmerzhaften Ereignisse aus dem Leben Mariens sowie ihre Krönung. Die kleinen, emaillierten Kreuzwegbilder von 1954 arbeitete Bruder Notker Becker OSB, Maria Laach.

Der Überlieferung nach soll das verehrte Marienbild ehemals in einer Wandnische des Stadttores gestanden haben. Nach Abriss des Stadttores entstand eine kleine Bildstock-Kapelle, die sich schräg vor der heutigen Kapelle auf der Verkehrskreuzung befand. Mit dem großzügigen Neubau des Jahres 1900 entstand ein weiterer attraktiver Ort der Marienverehrung in Werl, der von Einheimischen wie von den zahlreichen Werl-Pilgern aufgesucht wurde. Zur Kapelle gehört südlich anschließend ein kleiner Garten an der Liebfrauenstraße, ein „Hortus conclusus“ mit Mauer, Gitter, Zugangstor und Ruhebänken.