Der 1833 kinderlos verstorbene Werler Erbsälzer Joseph von Mellin stiftete sein erhebliches Vermögen testamentarisch zugunsten der Gründung eines Waisenhauses in Werl. Im Zuge der Realisierung dieser Stiftung unterteilte man später die Einrichtung in zwei konfessionell unterschiedene Bereiche für evangelische Waisen („Westuffeln“) und für elternlose katholische Kinder auf Mellins Gutshof Uffeln („Ostuffeln“). Joseph von Mellins Ehefrau, Sophia von Mellin, – eine in zweiter Ehe verheiratete Gräfin von Loë – stiftete aus dem Erbe ihres verstorbenen ersten Mannes noch erhebliche Mittel für den Bau einer Kapelle auf dem Grundstück des katholischen Zweigs der Einrichtung in Ostuffeln. Es handelt sich bei der Kapelle St. Josef also um eine adelige Kapellenstiftung, die in freier Lage und mit großzügigem Umraum neben dem Waisenhaus zur Geltung kommt und auch dem Andenken des Stifters gewidmet ist.
Die 1870–74 erbaute Kapelle entstand nach Plänen des akademischen Malers Caspar Goerke aus Münster. Goerke profilierte sich zunächst als renommierter Historien- und Portraitmaler, der vor allem in Kreisen des westfälischen Adels Aufträge erhielt. Nach entsprechender Fortbildung bearbeitete er später auch Architekturentwürfe.
St. Josef ist ein neuromanischer Rechteckbau mit Satteldach, der einseitig um einen quadratischen Turm mit Giebeln und Spitzhelm sowie auf der anderen Seite um einen leicht schmaleren rechteckigen Altarraum mit integrierter Sakristei ergänzt ist. Der Außenbau ist ungewöhnlich aufwendig ausgeführt und besteht in den Flächen aus grünlichem Werkstein und in den gliedernden Elementen aus einem beigefarbenen Stein. Ein doppelter Sockel, die Eckquader, ein Bogenfries unterhalb der Traufe sowie die Fensterrahmungen bestehen aus dem helleren Stein, dazu auch das Stufenportal im Turm und das dreiteilige Bogenfenster im Turmgeschoss darüber. Das Kirchenschiff umfasst auf jeder Seite drei Rundbogenfenster mit schräger Leibung, im Altarbereich ein weiteres Fenster.
Das Gebäude erlangt im Außenbild in Stellung, Proportion und reicher Detaillierung allein schon den Charakter eines Schaustücks, das durch das große Relief auf der außenseitigen Stirnwand des Altarraums noch erheblich gesteigert wird. Ein derartiges Außenrelief in neuromanischer Bogenstellung ist im zeitgenössischen Kirchenbau nicht üblich und unterstreicht den Stellenwert der Werler Kapelle. Das damals beliebte Bildthema „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ verbildlicht den Auftrag der Mellin’schen Stiftung. Das Relief lieferte 1876 der Wiedenbrücker Bildhauer Franz Goldkuhle. Als Entwerfer der Komposition ist allerdings auch der Malerarchitekt Caspar Goerke nicht ganz auszuschlie- ßen. Eine umlaufende Blattranke rahmt das rundbogige Bildfeld. In hohem Relief erscheint links eine stehende Mutter mit zwei Kindern, rechts der sitzende Jesus mit einem Kind auf dem Schoß und mit dem hl. Johannes im Hintergrund. Genau in der Mitte aber befindet sich ein weiteres Kind, das von Jesus gesegnet wird. Die beiden Seiten der Bildkomposition stehen in einem harmonischen Gleichgewicht.
Der Innenraum besitzt quer verlaufende Gurtbögen, drei Kreuzgratgewölbe im Schiff, eine weitere Gratwölbung im Altarraum, dazwischen einen Triumphbogen auf Wanddiensten. Die frühere Ausstattung im Altarbereich sowie die Verglasung sind ersetzt, jedoch sind Kirchenbänke und Orgel erhalten.