St. Maria Magdalena

St. Maria Magdalena in Werl-Niederbergstrasse

In den kirchlich zu Westönnen zählenden Orten Ober- und Niederbergstraße existierte bereits im Mittelalter eine Kapelle. Diese Bergstraßer Kapelle lag an anderer Stelle als der heutige Bau und ist spätestens um 1803 abgebrochen worden. 1872 entstand die heutige Kapelle St. Maria Magdalena. Der Gemeindevorsteher und Gutsbesitzer Franz Hagen finanzierte aus eigener Initiative dieses Gebäude und stellte auch den Baugrund zur Verfügung. Das Eigentumsrecht an der Kapelle kam 1926 von der Familie Hagen an den zu diesem Zweck gegründeten Josefsverein Niederbergstraße. Vor diesem Hintergrundist der entwerfende Baumeister heute nicht mehr namhaft zu machen.

Der verputzte Rechteckbau mit schlichtenStrebepfeilern umfasst im Außenbild beidseitig je drei Rundbogenfenster und istergänzt durch einen fensterlosen, wenigtiefen, gleichfalls rechteckigen Altarraum.Das einfache Satteldach auf dem Kirchenschiff trägt einen kleinen Dachreiter, derin Größe und Proportion allenfalls als Provisorium zu verstehen ist. Zudem lässt dieschmucklose Eingangswand mit dem kleinen Rechteckportal den Verdacht aufkommen, dass ursprünglich noch ein regulärer Turm vorgesehen war. Dazu kam es nicht,aber 1902 baute man eine Sakristei an.

Überraschende räumliche Qualitätenentfaltet die Kapelle in ihrem Inneren.Wandpfeiler mit Grünsandstein-Kapitellen tragen im Schiff drei querrechteckige Gewölbefelder mit schlichtenKreuzgrat-Wölbungen. Eine breite Rundbogen-Öffnung unterscheidet Schiff undAltarraum. Der weitaus kleinere Raumfür den Altar bekam ein ähnliches, jedochstärker quadratisches und eigenwertiges Kreuzgratgewölbe mit Wandpfeilern in den Ecken. Die äußerst klare Gliederungund der konsequente Aufbau aus zweiunterschiedlichen Räumen ergeben einestimmige Wirkung: Die vertikale Dynamikder Wandpfeiler und der Wölbungen indiesem Vertikalraum ist harmonisch verbunden mit der bestimmenden axialenRichtung des Raumes vom Eingang zumAltarstandort. In das rückwärtige Joch desKirchenschiffs ist eine Empore eingezogen.

Sowohl der Außenbau wie das Innere zeigen keine historischen Details und kein formales Vokabular, das eine Zuordnung zu einem historischen Architekturstil im Sinne des zeitgenössischen Historismus plausibel erscheinen lässt. Dies ist für die Zeit bemerkenswert. Die klare Wölbungsarchitektur und die länglichen rundbogigen Fenster verbinden das Gebäude auf einer eher allgemeinen Ebene mit der Tradition des Sakralbaus.

Die Ausstattung der Kapelle vereint verschiedene Zeitschichten. An der Altarwand hängt ein qualitätvoller Kruzifixus aus Holz, ausgeführt in einer Haltung der inneren Ruhe und in einer Gestaltung der körperlichen Idealität. Diese Arbeit stammt etwa aus der Mitte des 20. Jahrhundert. Altar und Ambo bestehen aus Holz und gehören in den Kontext der Innenrenovierung von 1981/82. Die Verglasung aus stark bewegten, gegenstandslosen Ornament-Kompositionen geht auf die Zeit um 1960 zurück. In Grauwerten gefasste Heiligenfiguren aus Terrakotta – hl. Maria mit Kind, Herz Jesu, hl. Maria Magdalena, hl. Josef, zudem ein gemaltes Bild der Immerwährenden Hilfe und das Missionskreuz dürften am Ende des 19. oder zu Anfang des 20. Jahrhunderts gefertigt worden sein.

Für die Unterhaltung der Kapelle sorgt der Kappellenverein.