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St. Bernhard

St. Bernhard in Welver

Ehemaliges Zisterzienserkloster

Die Kirche stellt einen Baukörper eines 1240 gegründeten Zisterzienserinnenklosters dar, das 1809 säkularisiert wurde. Die erhaltene barocke Klosteranlage aus dem 17./18. Jahrhundert hatte ursprünglich eine Schauseite von 150 m Länge und eine ausgedehnte Nutz– und Gartenanlage. Die architektonische Struktur der Anlage erinnert an den barocken Schlossbau, jedoch ist die Fassadengestaltung schlicht im Sinn der zisterziensischen Einfachheit.

Neben dem ehemaligem Gästetrakt sowie dem Back– und Brauhaus sind insbesondere der Westflügel des Abteigebäudes mit dem Standsteinportal aus 1668 erhalten. Es trägt das Wappen der Äbtissin Maria Elisabeth von Aldenbruck. Einen in Bronze gegossenen Grundrissplan sehen sie vor dem Bernhardhaus (Pfarrheim) auf einem Stein.
Bemerkenswert an diesem 1697 bis 1700 im Auftrag des Zisterzienserinnenkonvents unter Abtissin von Aldenbruck erbauten Gotteshauses ist die Einheitlichkeit. Bis auf wenige Kunstwerke (Marienaltar u. Kreuzweg) stammt alles aus der Barockzeit!

Bestaunt wird von vielen die Nähe zur evangelischen, direkt anliegenden Kirche. Diese ältere der beiden Kirchen war ehemals Kloster– und katholische Pfarrkichre und wurde um 1200 von den Edelherren von Welvere errichtet. Sie war ursprünglich die Pfarrkirche und auch ab der Gründung des Zisterzienserklosters St. Mariae zu Welver 1240 die Klosterkirche . Nach der Reformation wurde das Langhaus für den evangelischen Gottesdienst genutzt, der katholische Gottesdienst sowie das Stundengebet der Nonnen fanden auf der heute nicht mehr vorhandenen Nonnenempore statt. Heute ist sie die evangelische Pfarrkirche St. Albanus & Cyriacus.

Der Kirchenraum
Der gotisierende Barockbau besteht aus einem zweijochigem Langhaus mit Kreuzrippengewölbe und einem verlängertem Chor. Im Osten schließt sich eine Sakristei an, die Westseite wird durch einen einebauten Westturm abgeschlossen. Der erste Blick fällt unweigerlich auf den dreigeschossigen, hoch aufragenden, barocken Hochaltar. Aus Eichenholz geschnitzt zeigt das mehrgeschossige Kunstwerk, welches bis zur Decke reicht, die Erlösung des Menschen durch Christi Menschwerdung und seinen Kreuzestod. Dieser ist im Zentrum des Al-
tars dargestellt. Gedrehte fruchtbehangene Säulen flankieren das Bildnis., an denen zahlreiche Engel sielend und musizierend dargestellt sind, die auch das Äußere des Altars zieren.
Beidseits der Säulen finden wir lebensgroße Figuren, links Christus als Weltenherrscher mit der Weltkugel und rechts die Gottesmutter Maria als Himmelkönigin mit dem Zepter in typisch barocker Darstellung. Im oberen Geschoss erblicken wir bedeutende Heilige des 1098 in Citeaux/Frankreich gegründeten Zisterzienserordens. Der erste Abt, Robert von Moles-
me, ist links zu sehen, sein dritter charismatischer Nachfolger, der Hl. Bernhard von Clairvaux, rechts. Sein dargestelltes Attribut, ein Hund zu seinen Füßen, geht auf eine Vision der Mutter zurück. Diese habe mit Bernhard schwanger seiend gesehen, dass dieser wie ein bellender Hund das Wort Gottes unüberhörbar verkünden werden. Der heilige selbst zitierte das Wort des Hl. Bonifatius:

Wir wollen keine stummen Hunde sein.“

Beide Heiligendarstellungen flankieren ein Bildnis der Dreifaltigkeit, dargestellt in Form des Vaters, des leidenden Sohnes und der Taube als Bildnis für den Heiligen Geist.
Gekrönt wird der Hauptaltar durch eine Darstellung des Erzengels Michaels mit Schild und Schwert. Bemerkenswert zu seinen Füßen eine Teufelsdarstellung, den der Heilige bezwingt, angelehnt an die Worte der Offenbarung des Johannes, wo Michael den Satan in den Abrund stürzt. Das Schild des Erzengels zieren die Worte HOMO DEUS, Gott Mensch und bezeugen noch einmal zusammenfassend die Erlösungstheologie, das Gott Mensch werden musste, um den Menschen aus dem Tod zu erlösen, gleichzeitig auch das Thema eines im Geburtsjahr des Hl. Bernhard entstandenes Werk des Hl. Anselm von Canterbury über die Erlösung.
Das Marienbild im links angeordneten Seitenaltar ist jünger als die Kirche und stammt aus der Düsseldorfer „Nazarener-Schule“ des 19. Jahrhunderts.
Rechts finden Sie die Kanzel. Deren Schalldeckel die Statue des Hl. Johannes des Täufers ziert. Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die als Autoren der vier biblischen Evangelien gelten, werden in der christlichen Ikonografie seit dem 4. Jahrhundert durch vier geflügelte Symbole dargestellt. Die häufigste Zuordnung seither lautet:

Ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes.

Auf der Westempore befindet sich die Orgel, die nach barockem Vorbild 1986 von der Firma Stockmann aus Werl völlig neu aufgebaut wurde. An der Brüstung verweist das Bildnis der Hl. Cäcilia auf die Patronin der Kirchenmusik. Vier Totenschilde sind unterhalb der Empore angebracht und verweisen auf das Wirken der vier Äbtissinnen mit ihren Wappen und Lebensdaten. Von diesen stammen auch die Grabplatten in den Wandnischen, die früher als Bodenplatten dienten.

Nach der letzten Renovierung bekam der achteckige Taufbrunnen um 1750 geschaffen seinen Platz im Turmbereich der Kirche. Er verweist auf die Auferstehung, am 8. Tag, begrüßt die
Besucher, wird auch als Weihwasserbecken genutzt und lässt die Gläubigen am Sieg der Auferstehung teilhaben. Dieses wird auch durch die Lorbeerblätter als Verziehrung am oberen Rand symbolisiert, die schon in der römischen Kunst Symbol von Siege waren.
Bildhauer Michael Düchting aus Soest übernahm diese Symbolik für den aus Anröchter Dolomit 2012 geschaffenen Osterkerzenleuchter (neben dem Taufbrunnen).

Ältestes Kunstwerk der Kirche ist das Marienbildnis links im Turm, die sogenannte Flämische Madonna, nach einem Vorbild des Meister Roger van der Weyden (16. Jahrhun-
dert). Beim Ausgang fällt ihr Blick sicher auf eine weitere Darstellung des Hl. Bernhard, um 1700 entstanden, den Abt mit Stab und Mitra darstellt